Warum gehen Männer eigentlich nicht zum Yoga - und was wäre, wenn sie es täten?
- Lene Tabatabaei
- 18. Sept.
- 2 Min. Lesezeit
Frauen füllen Yogaräume. Männer füllen Fitnessstudios. Warum eigentlich? Und was würde passieren, wenn sich diese Rollenbilder auflösen würden?

Alte Bilder und Rollen
Yoga wird im Westen oft als "weiblich" wahrgenommen: weich, beweglich, sanft. Viele Männer verbinden es mit Räucherstäbchen, Spiritualität und Turnübungen. Was dabei vergessen wird: Ursprünglich war Yoga in Indien jahrhundertelang eine reine Männerpraxis. Doch diese Bilder im Kopf halten sich - und schrecken ab.
Angst, nicht flexibel genug zu sein
Einer der häufigsten Sätze, die ich höre: "Ich würde ja zum Yoga gehen, aber ich bin viel zu unbeweglich."
Dabei ist Beweglichkeit kein Eintrittsticket, sondern das, was Yoga mit der Zeit schenkt. Doch für viele Männer, die gewohnt sind, im Sport Leistung zu bringen, fühlt sich der Gedanke, neben biegsamen Frauen zu "scheitern", unangenehm an.
Gesellschaftliche Prägung
Männer sollen stark, leistungsfähig und belastbar sein. Sich Zeit zu nehmen, still auf der Matte zu liegen, den Atem zu spüren, Gefühle wahrzunehmen - das passt nicht immer in dieses Rollenbild. Yoga kann hier sogar herausfordernder sein als ein Krafttraining - weil es nach innen geht.
Fehlende Einladung
Viele Yogakurse und Werbungen sprechen eher Frauen an. Männer finden sich in den Bildern, Worten und Angeboten oft nicht wieder. Manchmal reicht aber schon eine kleine Geste - eine persönliche Einladung, ein klarer Hinweis: "Yoga ist für alle Körper und alle Menschen da."
Und was wäre, wenn Männer gingen?
Stell dir vor, Männer würden in größerer Zahl in die Yogaräume kommen.
Für sie selbst: weniger Stress, weniger körperliche Verspannungen, mehr innere Ruhe. Yoga könnte ihnen helfen, eine Sprache der Gefühle zu finden, die über Leistung hinausgeht.
Für Beziehungen: mehr Verständnis, mehr Präsenz, mehr Fähigkeit, zuzuhören - weil sie sich selbst besser spüren.
Für die Gesellschaft: Yogaräume wären vielfältiger, ausgewogener, lebendiger.

Und für Frauen?
Gerade Frauen, die viel Verantwortung tragen - in Familie, Job, Pflege oder in der Begleitung von kranken Angehörigen - spüren oft, wie schwer es ist, wenn Männer in ihrem Umfeld keinen Zugang zu Entspannung, Selbstfürsorge oder Gefühlen haben.
Wenn Männer Yoga für sich entdecken, könnte das auch für Frauen entlastend wirken:
weil die emotionale Last nicht mehr allein auf ihren Schultern liegt,
weil sie Partner, Väter, Brüder, Söhne erleben, die sich selbst regulieren können,
weil Räume für Selbstfürsorge nicht länger "nur Frauensache" sind.
Yoga könnte also nicht nur Männer stärken - sondern auch Frauen entlasten.
Mein Fazit
Vielleicht geht es also weniger um die Frage "Warum gehen Männer nicht zum Yoga?" - sondern um die Chancen, die entstehen, wenn sie es tun.
Yoga ist kein Frauensport. Kein Trend. Kein Flexibilitätstest.
Yoga ist eine Einladung, sich selbst näher zu kommen.
Und wenn Männer diese Einladung annehmen, könnte das unser aller Leben leichter machen.
Reflexionsfrage für dich: Wie wäre es, wenn Männer sich auch diesen Raum für Ruhe, Kraft und Selbstfürsorge nehmen würden - was würde das für dich bedeuten?

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