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Angst vor der Zukunft – und wie wir trotzdem im Jetzt bleiben können

Meine Kinder haben Angst. Und ich weiß nicht, wie ich sie ihnen nehmen kann – oder ob das überhaupt richtig wäre. Ich verstehe diese Angst. Wir alle spüren sie, mehr oder weniger. Dieses dumpfe Gefühl, dass etwas kippen könnte. Dass unsere Welt aus den Fugen geraten ist. Dass die Zukunft bedrohlich geworden ist.


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Vielleicht haben wir uns lange in Sicherheit gewiegt. Wir dachten, wir hätten Kontrolle – über unser Leben, über den Lauf der Dinge. Vielleicht haben wir geglaubt, dass Fortschritt, Bildung und gute Absichten ausreichen, um uns vor Krisen zu schützen. Doch die letzten Jahre haben uns gezeigt, wie brüchig diese Vorstellung ist. Klimawandel, politische Spannungen, Kriege, gesellschaftliche Spaltung – es ist, als ob das Fundament, auf dem wir stehen, plötzlich zu beben beginnt.


Und natürlich haben unsere Kinder Angst. Vielleicht, weil sie zu früh begreifen, dass niemand den Überblick hat. Vielleicht, weil sie in einer Zeit aufwachsen, in der die Zukunft ständig als Bedrohung beschrieben wird.


Die Falle der Antizipation

Wir glauben, wir könnten voraussehen, was kommt. Wir versuchen, die Zukunft zu antizipieren, zu planen, uns vorzubereiten. Doch was wir dabei oft tun, ist: Wir malen uns Katastrophen aus. Und je plastischer unsere Vorstellung, desto realer fühlt sie sich an.


Wir führen die Erfahrungen aus der Vergangenheit in die Zukunft fort – und nehmen an, dass alles immer schlimmer wird. Aber so funktioniert Leben nicht.


Die Zukunft ist nicht linear. Sie ist nicht vorhersehbar. Sie ist das, was wir gerade erst erschaffen – durch unser Denken, unser Fühlen, unser Handeln. Und ja, vieles liegt außerhalb unserer Kontrolle. Aber das heißt nicht, dass wir ohnmächtig sind.


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Das Jetzt als Gegenmittel

Wenn wir uns im Gedankenkarussell der Angst verlieren, verlieren wir auch das Hier und Jetzt. Dabei ist genau das der Ort, an dem wir handeln können.


Wir können unsere Meinung äußern, Entscheidungen treffen, Grenzen setzen, uns verbinden, einander zuhören. Wir können kleine Schritte tun, die uns Halt geben – ein Gespräch, eine Umarmung, ein Spaziergang, ein bewusster Atemzug.


Die Katastrophe, die wir befürchten, ist noch nicht eingetreten. Sie ist nur ein Gedanke. Keine Realität.


Im Jetzt dagegen findet das Leben statt – manchmal anstrengend, manchmal chaotisch, aber immer echt.


Von der Lähmung zur Bewegung

Viele Menschen beschreiben derzeit ein Gefühl der Starre.„Ich kann nicht mehr – aber ich muss ja.“ Diese Worte höre ich in meiner Arbeit immer wieder.


Und sie drücken genau das aus, was Angst mit uns macht: Sie lähmt. Sie nimmt uns die Luft. Sie flüstert uns zu, dass es keinen Sinn hat.


Doch das Gegenteil ist wahr: Sobald wir uns bewegen – innerlich oder äußerlich – verändert sich etwas. Vielleicht nur ein Millimeter, aber das reicht.


Wenn wir uns erlauben, zu fühlen, zu sprechen, zu handeln, dann wird aus Angst wieder Lebendigkeit. Wir zeigen: Wir sind hier. Wir leben. Und wir hoffen – nicht blind, sondern bewusst.


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Ein anderes Verhältnis zur Zukunft

Vielleicht geht es gar nicht darum, die Angst vor der Zukunft loszuwerden. Vielleicht geht es darum, sie als Teil unseres Menschseins anzunehmen.


Angst ist kein Feind. Sie ist ein Signal. Sie zeigt uns, dass uns etwas wichtig ist. Dass wir Verantwortung empfinden. Dass wir lieben.


Die Kunst liegt darin, die Angst zu hören – aber ihr nicht das Steuer zu überlassen. Denn wo Angst ist, ist auch Sehnsucht. Und wo Verzweiflung ist, ist immer auch Hoffnung.


Ein leiser Appell

Lasst uns nicht erstarren vor dem, was kommen könnte. Lasst uns miteinander in Verbindung bleiben – auch wenn die Welt laut ist. Lasst uns im Kleinen wirken, wo wir Einfluss haben.


Denn Zukunft entsteht nicht irgendwo da draußen. Sie entsteht in jedem Moment, in dem wir handeln, zuhören, lieben, mutig bleiben.


Da, wo Licht ist, ist auch Schatten. Und da, wo Verzweiflung ist, ist auch Hoffnung. Immer.


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